Ich hätte eine Frage zur historischen analogen Fernsprechtechnik:

Die heutige digitale Fernsprechtechnik leidet an der Latenzzeit, also der Zeit,
die vergeht, bevor ein Ton beim Empfänger zu hören ist, von einigen Zehntelsekunden, teilweise mehr.
Das gilt auch für Video-Konferenzsysteme (wie Zoom).
In den letzten Wochen war das gelegentlich im Fernsehen bei Interviews deutlich zu bemerken.
Die Latenz verhindert auch, dass zwei Gesprächspartner (oder mehr über Sammelschaltung)
über Telefon gemeinsam singen oder musizieren können.

In meiner Erinnerung hatten die damaligen analogen Fernsprechnetze keine Latenz. Der Ton (z. B. Rufton)
war augenblicklich zu hören. Vielleicht abgesehen von der Lichtgeschwindigkeit, aber so groß war die DDR ja nicht ;-)
Kann mir das jemand bestätigen, dass es so war,
und ist z.B. ein gemeinsames Singen oder Sprechen je versucht worden ?
Es müsste mit den damaligen analogen Netzen möglich gewesen sein.

Beste Grüße
EK84I

Auch analog können Laufzeitunterschiede auftreten:

Gruppenlaufzeit

Meine Meinung zum Thema

Digital und Analog lassen sich nach meiner Meinung auch nicht recht vergleichen. Da andere Übertragungsprinzipien zu Grunde liegen.
Ganz allgemein ausgelegt:
In der digitalen Welt werden Pakete in eine große Masse eingegeben- genannt Internet. Wenn ich Glück habe, werden bestimmte Pakete direkt A-B übertragen ( Bsp: Bild) und andere Pakete ( Bsp: Ton) von A nach B über Paris-Rom-Erkner. Allein schon aus dieser Streckenlänge treten Verzögerungen zwischen Bild und Ton auf.

In analogen Systemen ergibt sich die Gesamtverzögerung durch Funktionen im Frequenzbereich.
Bei Analog fehlt diese große graue Masse und sämtliche Verbindungen sind als A-B Direktline ausgelegt. Aber die Verzögerungen waren auch vorhanden. Leider war die damalige Entwicklung wie Bildtelefone noch nicht so weit um damit Erfahrungen sammeln zu können.
Auch müssen wir unterscheiden in Datenleitungen, Fernsprechleitungen, Fernschreibleitungen....:
Nehmen wir Fernsprechleitungen: Im nationalen Maßstab waren Verzögerungen des Signals gem. CCITT sehr gering. Betrachten wir jedoch das Übertragungsmedium von Fernsprechleitungen, kommen doch schon Unterschiede zu Tage.
So konnten Fernsprechleitungen in der Gesamtlänge ohne jede Übertragungstechnik über große Entfernungen nur direkt auf Kabeladern zur Verfügung stehen. Dann steht das Signal zw. Sender und Empfänger kaum merklich sofort zur Verfügung.
Nun können Fernsprechleitungen aber auch mittels Übertragungstechnik übertragen werden. In denen das Signal 0,3-2,8 oder 3,4 KHz mehrfach frequenzmäßig mitels Modulation und Demodulation umgesetzt wird. Hier entstehen dann o.g. Gesamtverzögerungen. Im nationalen Bereich individuell kaum spürbar. Aber, wenn mit Moskau das Gespräch führe merkt man die Verzögerungen schon.
Besonders bei SAS festzustellen, wo nochmal zwei mal Codierung/Decodierung des Chiffriersignals hinzukommt. Das merkt man dann auch bei Inlandgesprächen.

Ein Punkt ist auch, wie oft die Fernsprechleitungen auf dem Übertragungsweg die TF wechselt. Also die Primärgruppen und Sekundärgruppen. Passiert das auf "langen" Strecken oft, treten spürbare Verzögerungen auf. Da dann oft Einwirkungen im Frequenzbereich vorkommen.
Oder als weiteres Medium, Leitungen wechseln zwischen Übertragungsabschnitte mit Z12-Betrieb und V12-V60 Betrieb. Die Anpasseinrichtungen Zweidraht-Vierdraht führten zu Verzögerungen der Laufzeit.

Das der Ruf gleich zur Verfügung stand ist ein anderer Part. Denn in der Regel war kein Inband-Frequenzruf vorhanden sondern Erdtastung.
Wenn wir die Standverbindungen Bsp. Eggersdorf-Warschau betrachten mit 2280Hz Inband-Tonruf- dann haben wir dort auch schon über Laufzeitverzögerungen gedocktert. Oder auch bei den Interflugleitungen mit dem Zweifrequenztonruf.

Und gemeinsam singen über Fon-leitung war nicht. Denn wir hatten keine Coronazeit.
Aber so eine Art Telefonkonferenz kannten wir auch schon. So das der Nutzer in Eggersdorf als regional mittlerer Nutzer das Wort aus Kolkwitz frührer hörte wie der weitere Nutzer in Cölpin. Dann wurden solche Gespräche schon anstrengend.

Bezieht sich der letzte Satz (

Zitat von Eggersdorf 2 im Beitrag #3

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So das der Nutzer in Eggersdorf als regional mittlerer Nutzer das Wort aus Kolkwitz frührer hörte wie der weitere Nutzer in Cölpin. Dann wurden solche Gespräche schon anstrengend.

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Auf SAS waren keine Konferenzschaltungen üblich. Dort galt immer Prinzip der zwei Enden.