Das alte Stabsfernsprechnetz wurde nach meiner Kenntnis auch Armeefernnetz genannt.
Im Thema "Schwund bei Richtfunk" war dieses Stabsnetz kurz erwähnt und daher möchte ich bestimmte Aspekte hier in einem gesonderten Thema zusammenfassen. Denn bei LSK/LV war eine eigene Rufnummerngruppe 751 bis 750 in Nutzung.

Zu Schwund und Gruppensperre.
Nach meiner Ansicht machte Gruppensperre dür die Wahlfähigen Leitungen des StN auch keinen Sinn, da keine Signaladernwahl sonder Tfw = Tonfernwahl (Umsetzer) genutzt wurden.
Aber auch nur die Leitungen nach Kolkwitz/Cottbus waren im eigenen System ( angemiete PG mit A und B Endstelle bei LSK/LV Objekt) geschalten.

Das alte Stabsnetz (=Armeefernnetz) war technisch an das BASA-Netz der Reichsbahn angelehnt.
Über die vorgesetzten (technisch übergeordneten) Stellen konnten Teilnehmer automatisch
angewählt werden.
Automatisch = Verbindung selbst herstellen ohne über eine Telefonzentrale zu gehen
Beispiel : Erreicht werden soll App. 3145 beim Kdo. Volksmarine (= Kennzahl 761)
Gewählt wird : 721 761 3145

Die direkte Durchwahl (Ortskennzahl) wie wir es heute kennen, kam erst mit dem S1.

Eine schöne Grafik der Kennzahlen im Bereich LSK/LV findet man in den NBA-Seiten.

Ergänzend: Kennzahl 721 war MfNV oder besser Hauptnachrichtenzentrale.

HptNZ war eine Art Haupt-Knotenvermittlungsstelle . Dort lagen alle TSK an.
Innerhalb der LSK/LV war Eggersdorf die Knotenvermittlungsstelle. Wer also von Cottbus nach Trollenhagen telefonieren wollte, der tat es über Eggersdorf.

Richtig- die Wahl erfolgte über Tfw-Umsetzer. Leider keine Beschreibung mehr dazu. Aber Verbindungsaufnahme, Wählvorgang und Auslösevorgang zur Beendigung des Gespräches waren mit unterschiedlichen Frequenzen gesteuert.

Besonderheit:
Richtung 1. LVD nur Kennzahl 752-
Richtung 3. LVD waren 2 Kennzahlen 753 und 757 im Einsatz. Technologisch und übertragungstechnisch bedingt. Soweit meine Erinnerung stimmt. Hier war auch kein Tfw in Nutzung sondern Induktivwahl über Induktivwahlumsetzer. Weil wir keine TF bis direkt Trollenhagen oder Cölpin hatten bei DP, lief alles nur über TF 1203 bis Üst1 Neubrandenburg und dann weiter nach Trollenhagen und Cölpin über Erdkabel der Post.
Oder auch reine postalische Kabelführung, wie es noch vor der TF 1203 notwendig war.
Daraus ergab sich dann Notwendigkeit von Induktivwahl.

@Manne747 schrieb:
Ich meine , daß Tonfrequenzwahl (TFW) nur über 4-Draht-Leitung möglich war.
Richtung 3.LVD waren keine freien TF-Kanäle für das Stabsnetz vorhanden. Es waren 2-Dr-Ltg.
bei der Post angemietet. Deshalb Induktivwahl notwendig um automatischen Verkehr zu sichern.

Richtung 1. LVD war tatsächlich nur der Stab in Cottbus, nicht der GS angeschaltet.
Warum weis ich auch nicht mehr. Vielleicht weil der Nummernvorrat 751...750 ausgeschöpft und
belegt war ? Belegt waren sie jedenfalls alle.

In Cottbus sicher auch historisch entstanden. Dort waren doch zwei TF zwischen VNZ Cottbus zum GS mit Querverbindungen.
In der VNZ Cottbus entschied die weitere Zimmer über die Lenkung ... also 752...
.... dann alles mit 3xxx verblieb in Cottbus
.... alles mit 4xx wurde nach Kolkwitz über die Querverbindungen geleitet. Kolkwitz hatte auch Rufnummern mit 3xx. Diese waren aber nur im Netz der LSK/LV Führungsvermittlung anwählbar.

@Manne747:
Im Zusammenhang mit dem alten Stabsnetz sollte das System der Querverbindungen
nicht unerwähnt bleiben.

Das funktionierte ähnlich, jedoch über 2-Dr.-Querumsetzer.
Damit konnten von allen, also auch von den (nur) hausberechtigten Apparaten die in
der Nähe gelegenen Dienststellen und die dortigen Teilnehmer angewählt werden.
Beispielsweise mit der Kennzahl 55 das MfNV oder mit der 54 das NR-14.
Das MfNv hatte ein weitreichendes Netz geschaffen. Nicht nur Kfz-Rgt, Wach-Rgt,
WKK und andere in Strausberg, sondern auch etliche Dienststellen in Berlin waren
zu erreichen.
Wie gesagt das Besondere war, das von jedem App. diese Verbindungen nutzbar waren.

War damit auch Umstieg ins Amt möglich ?
Erinnere mich an einen Fall, da konnte jeder im S1 die SED BL Frankfurt/Oder anwählen und dann mit dem Freizeichen der Anlage dort sofort die Null schnippen- prompt war ein Amt zur Verfügung ohne Sperumsetzer.

@Manne747 schrieb:
Vorgesehen war das jedenfalls nicht. Wer wollte schon für andere die Gesprächsgebühren
bezahlen.
Ist aber durchaus möglich, das es irgendwo bei den vielen Berliner Dienststellen eine
Möglichkeit gab.

Gemäß @Manne747 mit dem Hausquernetz lief alles stufenmäßig.
Kurios mutet manchmal an, dass Bsp. GOR mit seinem MfNV Anschluss 3055 dann die 69-3100 wählen konnte um sich selbst anzurufen oder 69-54-300 zu Regimentskommamdeur. Ich weiß, dummes Bsp- aber GOR hatte im Kdo den einzigen Anschluss aus Strausberg/Nord.
Im Fernsprechverzeichnis der HptNZ war einige Jahre das Hausquernetz für Berlin mit enthalten- weiß der Kuckuck warum wieder raus musste. War aber dann bei denen Kommandeurswechsel und sicher JK daran dann nicht unbeteiligt.

Auch im Stabsnetz der NVA waren Verbindungen zu anderen bewaffneten Organen oder "Zivil" Betriebe vorhanden.
Erinnere mich dabei besonders an Pinnow mit IWP und IFA-Werk Ludwigsfelde IWL....

Klar, alle Elemente der Landesverteidigung waren schon vor dem S1-Netz untereinander verbunden.
Im neuen Deutschland war dann viel über unsere Teil-Nutzer-Netze gewettert worden. Was fand ich aber im neuen Deutschlannd vor ? Viele kleine Teilnetze außerhalb des öffentlichen Fernsprechnetzes.
Bundeswehrgrundnetz
Fernsprech/Fernschreibnetz der Landespolizei- so das jedes Bundesland sein eigenes Polizeinetz hat- über Querumstiege verbunden und wer z.Bsp. von Berlin zum BmI Bonn anrufen wollte- musste wissen das er dazu erst zum Landespolizeinetz NRW wählen musste um dann den Umstieg zum Ministerium zu bekommen.
Fernsprech/Fernschreibnetz des Bundespolizeibehörden
Fernsprech/Fernschreibnetz der Zollbehörden
Fernsprech/Fernschreibnetz der Atombehörde
Fernsprech/Fernschreibnetz Wetter
usw
usw
Unterm Strich- auch in der BRD hatte jeder Betreiber sein eigenes Fernmeldenetz.

Hier wird nur von Fernsprech geschrieben. Aber auch Fernschreib war mit einem Stabsnetz ausgestattet und ab 1983 zum Sondernetz-1 überführt.
Beispiel auf der oben genannten NBA-Website.
http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/stafs.jpg

Volker, auf das Schema bezogen: ist bekannt warum FRR-16 Bernau am Telex Fürstenwalde war und nicht wie zugehörig über Telex Kolkwitz versorgt wurde ?

Wenn ich dabei an den neuen GS Müncheberg denke, war Fernsprech mit OB-Umsetzer zu den FuTK ausgestattet. Dieses System blieb auch mit dem S1 beibehalten.
205 war die S1-Einwahl zur ATZ im GS Müncheberg.
205+731p war die Verbindung zum GS Kolkwitz. Es meldete sich dann die Fernsprechvermittlung in Kolkwitz.
205+732p war FuTK Wusterwitz
205+733p war FuTK Athenstedt
205+734p war FuTK Altensalzwedel

Die 1. FuTK des FuTB-61 am Standort Müncheberg hatte ja eine direkte Versorgung mit wahlfähigen Rufnummern der Nebenstellenanlage.
Da war ein System zu erkennen und einfach zu merken.