Die Dienstvorschrift 10/9 – ( Wachsamkeit und Geheimhaltung ) – 1977
Wie in jeder anderen Armee auf der Welt gab es auch in der ehemaligen NVA entsprechende Vorschriften zum Schutz militärischer Geheimnisse. Dabei spielten die DV 10/9 zum Schutz der militärischen Geheimnisse und die so genannte Innendienstvorschrift DV 10/3 eine besondere Rolle.
NVA-Angehörigen und Zivilbeschäftigten war es nämlich untersagt, außerdienstliche (also private) Kontakte mit Personen aus dem westlichen Ausland aufzunehmen bzw. zu unterhalten und zu pflegen. Besonders BU, Fähnriche und Offiziere hatten auf ihre im Haushalt lebenden Angehörigen (Ehepartner, Lebensgefährten, Eltern und Kinder) so Einfluss zu nehmen, dass sich diese auch an die entsprechenden NVA-Vorschriften hielten. Diese Bestimmungen wurden jedoch von vielen Berufssoldaten und ihren Familien als große Benachteiligung angesehen, weil der zivile Bevölkerungsteil davon ausgenommen blieb. Die heimliche Kontaktaufnahme von Offizieren und BU-Dienstgraden mit Hilfe ihrer Familienangehörigen zu Freunden, Bekannten und Verwandten im westlichen Ausland waren die Folge. Oder besser, durch die Kontakte im Verwandtenkreis kam der Offizier, Fä oder BU garnicht um den Kontakt herum, wollte er sich im Familienkreis nicht isolieren. Die wenigsten Berufssoldaten nahmen von sich aus den Westkontakt auf. Allerdings gingen die betreffenden Soldaten mit dieser Kontaktaufnahme ein sehr hohes privates Risiko, denn die „Enttarnung“ dieser Beziehungen – meist durch Informanten des MfS/Verwaltung 2000 – zog in jedem Fall eine Parteistrafe nach sich und zur damaligen Zeit meistens durch Degradierungen bis zum einfachen Soldaten das Ende der soldatischen Karriere in den Streitkräften nach sich. In den darauf folgenden Jahren erhöhte sich die Zahl der Kontakte und Beziehungen zu „Bürgern des nichtsozialistischen Auslandes“ und hielt bis ca. 1986/87 an. Erst im Jahr 1988 wurde durch das Verteidigungsministerium unter Armeegeneral Kessler mit der notwendig gewordenen Präzisierung der genannten Dienstvorschriften begonnen. Die geänderte DV 10/9 wurde im März 1989 und die Innendienstvorschrift DV10/3 im September 1989 von Armeegeneral Kessler erlassen und sollten am 01. Dezember 1989 in Kraft treten. Die politischen Ereignisse des Jahres 1989 machten diese Veränderungen jedoch zu Nichte und führten sie absurdum. Durch das Ergebnis der geöffneten Grenze zum anderen Teil Deutschlands wurden im Zug der Militärreform 1989/90 die „Bestimmungen über das Empfangsverbot westlicher Medien in der NVA“ als auch das Reise- und Kontaktverbot für Armeeangehörige nach über 10 Jahren unveränderter Gültigkeit aufgehoben.
am meisten ging mir das gepinsel mit Verwandtenaufstellung auf den Keks! Und ich hatte zu meinem Glück keine Westverwandschaft, über die ich hätte berichten müssen. Wie in #1 beschrieben war es für uns schwierig, den zivilen Teil der Familie von der 10/9 zu überzeugen. Nämlich gar nicht! So war es immer eine Gratwanderung mit Westfernsehen- und Radio, den Verwandschaftsbesuchen usw. Und versucht doch mal die Kinder davon zu überzeugen, das im Fernseher nur ein Sandmännchen kommt!
Kommt immer darauf an wo die Person eingesetzt war. Der Radnarbenputzer hatte sicher weniger Probleme wegen Westbesuch wie ein SAS Mann. Wenn das Familienereignis vernünftig gemeldet wurde kam auch der V0 Onkel zum Gespräch und dann war gut.
Wobei: Westkontakt war nicht gleich auch Abfluß von Geheimnissen der NVA. Diese Auswirkung war nur der Einbildung übertriebener Sicherheitsanforderungen geschuldet. Mein Onkel (West) wusste nicht das ich bei NVA war. Konnte mich somit auch nicht aushorchen.
nicht immer war der böse Onkel aus dem Westen oder der Soldat schuld, da haste recht! Es wurden auch Unterschiede gemacht, hing wahrscheinlich von der Kaderakte ab!?
Da wir am besten wußten, wie man an mehr oder weniger geheime Daten des Gegners herankommt (da waren wir ja wohl Spitze), waren uns die Mittel und Methoden der anderen Seite zumindestens bekannt. Somit ist man lieber auf Nummer ganz sicher gegangen und hat den Laden abgeschottet. Ansonsten wiederhole ich mich gerne nochmal: im Gegensatz zu einigen NVA Offizieren, kam es einem Bundewehr Offizier schon ob seiner Ehre und seiner Karriere nicht in den Sinn, mit irgendwelchen Ostbrüdern und/oder -schwestern in innigen Kontakt zu treten. Es war ihm untersagt und er hielt sich dran. Na gut, es gab im Osten auch keine Nylonschlüpfer für Mutti, für die einige der Herren ihre Ehre und Vaterland vergessen konnten ....
Die 10/9 ist ganz schön missbraucht worden um "Geheimnisträger" zu knechten. Aber was war ein Geheimnis ? Bestraft wurde ja schon das weitersagen von Informationen die der Westen bereits kannte. In dem Sinne eigentlich kein Geheimnis mehr waren.
Für mich war es recht schwierig einzuschätzen "was der Westen kannte". Ich hielt mich an die Regel, daß alles was in VVS/GVS-Dok. steht und worüber mir meine Vorgesetzten Schweigepflicht erteilt hatten war geheim. Der Rest nicht.
Zitat von Manne747Für mich war es recht schwierig einzuschätzen "was der Westen kannte". Ich hielt mich an die Regel, daß alles was in VVS/GVS-Dok. steht und worüber mir meine Vorgesetzten Schweigepflicht erteilt hatten war geheim. Der Rest nicht.
Sicher war eben überzogenes Sicherheitsdenken gegeben. Zuviel wurde auf die 10/9 abgewälzt, Dabei stand dort nichts überzogenes. Egal wie unsere Denkweise diese Situationen nach heutigen Maßstäben wertet und/oder aufarbeitet. Damals war die Zeit anders und jeder weiß das 10/9 und Geheimhaltung notwendig waren. Der "Goldene" Westen hielt es doch auch nicht anders und nicht jeder Fakt oder Sachverhalt stand in der Zeitung. Auch wenn die Wessis heute so tun.
Zitat von berlin berlinSicher war eben überzogenes Sicherheitsdenken gegeben. Zuviel wurde auf die 10/9 abgewälzt, Dabei stand dort nichts überzogenes. Egal wie unsere Denkweise diese Situationen nach heutigen Maßstäben wertet und/oder aufarbeitet. Damals war die Zeit anders und jeder weiß das 10/9 und Geheimhaltung notwendig waren. Der "Goldene" Westen hielt es doch auch nicht anders und nicht jeder Fakt oder Sachverhalt stand in der Zeitung. Auch wenn die Wessis heute so tun.
Und ein ordentlicher Offizier der BuWe wäre auch nie auf die Idee gekommen, darüber zu lamentieren, dass er zu seinen Ost-Verwandten keinen Kontakt halten, geschweige denn, sie nicht besuchen durfte. Umgekehrt, bin ich mir ziemlich sicher, gabs das schon.
So wie die Buwe Offze 1990 berichteten , war es Selbstverständlich ab bestimmten Dienststellungen keinen Ostkontakt zu haben. Wenn doch, war der MAD zu informieren. Wie sich die Dinge doch gleichen...
Zitat von rumburakSo wie die Buwe Offze 1990 berichteten , war es Selbstverständlich ab bestimmten Dienststellungen keinen Ostkontakt zu haben. Wenn doch, war der MAD zu informieren. Wie sich die Dinge doch gleichen...
Ist ja eigentlich auch logisch und notwendig gewesen. Man soll jetzt bloß nicht so tun, als ob nur die blöden Ost-Offiziere nicht durften und somit furchtbar unterdrückt wurden ...
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30.09.2013 22:26
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